Was ist eigentlich digitale Jugendarbeit?

Symbolbild mit drei Mädchen mit einem Laptop, die nach oben schauen.

Digitale Medien und Technologien sind ein Schlüssel für zivilgesellschaftliches Engagement, demokratische Teilhabe, Freizeitgestaltung und berufliche Perspektiven junger Menschen. Jugendarbeit kann eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass junge Menschen die Potenziale der Digitalisierung kreativ, kritisch und emanzipatorisch für sich nutzen. Dabei ist es entscheidend, dass das Thema nicht nur in außerordentlichen Aktivitäten von Medienpädagog:innen aufgegriffen, sondern in die alltägliche Jugendarbeit integriert wird.

Digitalisierung ist in der Jugendarbeit immer noch ein Nischenthema. Angebote für Jugendliche, die sie befähigen, digitale Medien und Technologien emanzipiert zu nutzen und zu diskutieren, sind bisher rar gesät. Jugendarbeit beschränkt sich häufig darauf, vermeintliche wie reale Gefahren der Digitalisierung von Jugendlichen abzuwenden, statt diese unterstützend in die Lage zu versetzen, selbst den gesellschaftlichen Transformationsprozess informiert, aktiv und mündig mitzugestalten. Diese Leerstelle kann nur teilweise durch Medienpädagog:innen und überdurchschnittlich digitalaffine Jugendarbeiter:innen gefüllt werden. Gleichzeitig wird es auf absehbare Zeit nicht ausreichen, den Jugendclub lediglich um ein medienpädagogisches Angebot zu erweitern. Mit dem Konzept der Digitalen Jugendarbeit soll Digitales so selbstverständlich zur Jugendarbeit gehören, wie unser Alltag eben auch selbstverständlich digitaler wird.

Was ist Digitale Jugendarbeit?

Digitale Jugendarbeit denkt Digitales als integralen Bestandteil der Jugendarbeit. Gemeint sind damit nicht nur Angebote für junge Menschen, wie z.B. Digitalisierung als Thema der Jugendbildungsarbeit oder Medien und Technik als Aktivität, sondern gleichrangig auch die Digitalisierung von Arbeitsabläufen, ganzen Organisationen und Institutionen.

Die von der EU-Kommission berufene Expertengruppe umreißt Digitale Jugendarbeit wie folgt:

  • Digitale Jugendarbeit bedeutet das proaktive Benutzen oder Thematisieren von digitalen Medien und Technologien in der Jugendarbeit.
  • Digitale Jugendarbeit ist keine Methode der Jugendarbeit – Digitale Jugendarbeit kann in alle Settings der Jugendarbeit einbezogen werden (offene Jugendarbeit, Jugendinformation und Beratung, Jugendklubs, mobile Jugendarbeit, …).
  • Digitale Jugendarbeit hat die gleichen Ziele wie Jugendarbeit generell. Der Einsatz von digitalen Medien und Technologien in der Jugendarbeit sollten diese Ziele immer unterstützen.
  • Digitale Jugendarbeit kann sowohl in Präsenzsituationen als auch in Online-Umgebungen – oder in einer Mischung aus beidem – stattfinden. Digitale Medien und Technologien können sowohl als Tool, Aktivität oder Inhalt in der Jugendarbeit eingesetzt werden.
  • Digitale Jugendarbeit wird von der gleichen Ethik und den gleichen Werten und Prinzipien getragen wie die Jugendarbeit im Allgemeinen.
  • Als Jugendarbeiter:innen werden sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche verstanden.

Wer soll digitale Jugendarbeit umsetzen?

Um Digitale Jugendarbeit umzusetzen, braucht es nicht eine Art Digitalbeauftragte:n pro Jugendclub, sondern digitalkompetente Jugendarbeiter:innen in der Breite. Nicht jede:r muss Apps programmieren können. Ein Gespräch mit jungen Menschen über Netzpolitik, oder sich informiert für oder gegen ein bestimmtes digitales Tool entscheiden zu können – dafür braucht es kein Informatikstudium. Neugier und Offenheit sind der Schlüssel zur Digitalen Jugendarbeit!


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